Widerstand im Kopf oder im Körper?

Widerstand kann körperlicher oder mentaler Natur sein. Beim Menschen auch. Ich kann ablehnen, etwas zu tun, weil ich es kräftemäßig nicht hin bekomme: „Nein, ich schiebe den vollbeladenen Mistkarren garantiert nicht diesen Berg hoch. Du weißt doch, dass ich mir vorgestern das Handgelenk verstaucht habe“. Oder ich lehne es ab, weil ich andere Gründe habe: „Ich schon wieder? Ich habe die Karre schon drei Mal letzte Woche ausgeleert! Jetzt bist du auch mal dran!“
Gleiches gilt für unsere Pferde. Wenn eine Übung nicht funktioniert, und man sich sicher ist (so sicher hier eben möglich ist), dass keine körperlichen Beeinträchtigungen beim Pferd vorliegen, lohnt es sich mal nach der mentalen Akzeptanz zu schauen.
mental oder körperlich
Das Hirn möchte überzeugt werden
Lasst mich ein Beispiel geben: Ich komme mit dem Wallach jüngst in die Halle, mit nicht übermäßig ausgeprägten Ambitionen. Laufe mit ihm eine Weile Schritt und teste dabei (in Übergangen zum Halten und Rückwärts und beim Antreten), wie schnell und wie willig er auf mich und meine Hilfen reagiert – ganz passabel. Dann lasse ich ihn stehen, hake meinen Finger ins Knotenhalfter ein und frage, ob er seine Nase zu mir herumnehmen kann (ich wollte Stellung im Genick und Biegung im Hals). Er gibt vielleicht einen Zentimeter nach mit der Geschwindigkeit eines Beamten am Montagmorgen.
Andere Seite das Gleiche nur mit noch mehr Unwillen. Ich habe ein paar Minuten damit zugebracht, das Nachgeben einzufordern – mit mäßigem Erfolg. Bis mir dann auffiel, dass der Widerstand nicht im Genick oder in einem Halsmuskel, sondern im Hirn des Pferdchens steckte. Dann habe ich das Spiel verändert von „Wenn du nicht nachgibst, dann halte ich den Druck eben aufrecht“ (was ihn nicht besonders beeindruck hat) zu „Wenn du nicht nachgibst, dann darfst du einen Zirkel im flotten Trab gehen“.
Finger eingehakt, nach dem Weichwerden und Nachgeben gefragt, nichts passiert, dann das Pferd rückwärts und schwungvoll auf den Zirkel geschickt. Nach einer Runde reingeholt, den Finger ins Knotenhalfter eingehakt, nach dem Nachgeben gefragt – innerhalb eines Sekundenbruchteils eine weiche und geschmeidige Antwort auf beiden Seiten.
Die Lösung eines Problems liegt häufig nicht in seiner unmittelbaren Nähe (hier das Nachgeben auf Druck), sondern irgendwo auf dem Weg, auf dem man unterwegs war, bevor das Problem aufgetaucht ist (in unserem Falle war es einfach eine Respektsfrage).

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