Das Todbringende Knotenhalfter

Ich habe das Seil minimal angenommen – das reicht aus, damit Paledo seine Nase nach innen stellt. Meine rechte Hand fragt, ob er mit dem inneren Hinterfuß nach außen treten kann. Meine Hände sind nicht krampfhaft geschlossen, sondern halten das Seil locker beziehungsweise mit offenen Fingern. So funktioniert „richtiges“ Arbeiten mit dem Knotenhalfter. Das Pferd folgt dem Gefühl, das ich am Seil vorgebe – ich muss weder am Seil zerren noch rucken. Foto: Verena

Immer wieder stoße ich auf Artikel und Kommentare, die Knotenhalfter gefährlichen Ausrüstungsgegenstand darstellen. Die Skala der Furchtbarkeit reicht von „bedenklich“ bis „Folterinstrument“.

Hauptkritikpunkte am Knotenhalfter selbst sind in der Regel:

  • Die dünnen Seile schneiden in die Haut des Pferdes
  • Die dünnen Seile schneiden in den empfindlichen Nacken des Pferdes, quetschen Nerven und Schleimbeutel
  • Die dünnen Seile des Knotenhalfters laufen über Bereiche, in denen wichtige Nerven am Pferdekopf austreten und reizen die Nerven. 

Hauptkritikpunkte in der Anwendung lauten:

  • Der Metallhaken des Seils schlägt gegen den Kiefer des Pferdes, wenn man am Seil wackelt
  • Das ruckartige Ziehen am Seil verletzt den empfindlichen Pferdekopf
  • Das Knotenhalfter erlaubt es dem Pferd, sich im Genick zu verwerfen; Stellung im Genick ist damit nicht möglich
  • Das Longieren mit dem Knotenhalfter verursacht dem Pferd Schmerzen

Das Knotenhalfter

Ok. Das sind eine ganze Menge Schwierigkeiten. Und ich will das auch gleich sagen: Diese Probleme können auftauchen, ich habe sie in Teilen auch erlebt.

Die Haut

Die Seilstärke und Qualität von Knotenhalftern variiert, manche, vor allem die aus rauerem Material, können scheuern. Scheuerstellen können auch auftreten, wenn das Knotenhalfter nicht richtig sitzt: Das passiert vor allem dann, wenn es zu tief auf dem Pferdekopf hängt und das Seil über statt hinter der Ganasche verläuft. Schaut also auf die Backen eures Pferdes und prüft, ob das Knotenhalfter dort am Fell reibt. Besonders bei Pferden mit empfindlicher Haut kann das passieren.

Der Nacken

Ich teste das Gewicht des Knotenhalfters im Nacken des Pferdes, indem ich (bei herabhängendem Seil beziehungsweise durchhängenden Zügeln) meine Finger zwischen Seil und Nacken schiebe. Das Knotenhalfter ruht nicht direkt auf dem Nacken, sondern etwas erhöht auf der Pferdemähne – ist die dicht, wird eine „einschneidende“ Wirkung schon mal gemindert. Sitzt das Knotenhalfter richtig, liegt sein Gewicht auch nicht nur auf dem Nacken, sondern auch auf dem Nasenrücken des Pferdes. Bei meinen Finger-Tests war ich eher überrascht, wie leicht das Knotenhalfter ist. Es lag locker auf dem Fell. Von Einschneiden keine Spur. In meinen 15 Jahren Erfahrung im Einsatz mit dem Knotenhalfter ist mir kein einziges Pferd untergekommen, das im Nacken Probleme bekommen hätte. Ich sage nicht, dass das nicht passieren kann. Nur glaube ich, ist die Gefahr eher gering. Manche Horsemen legen das Knotenhalfter übrigens auch nicht direkt hinter den Ohren über den Nacken, sondern etwas weiter hinten.

Die Nerven

Die Passform des Knotenhalfters am Pferdekopf ähnelt anderen Kopfstücken – alle haben Backenstücke, und alle berühren den Pferdekopf. Doch wo das Knotenhalfter locker aufliegt, werden andere festgezurrt. Stellt sich mir jetzt die Frage, was unangenehmer für das Pferd ist: kurzer Druck, der wieder nachlässt, oder stumpfer Dauerdruck.

Die Anwendung des Knotenhalfters

Pferde verstehen, Knotenhalfter
Mein Seil habe ich mit dem sogenannten Double
Sheet Bend Knot ins Halfter geknotet. Foto: Nadja

Und jetzt zur Anwendung: Die liegt allein in unseren Händen. Das Knotenhalfter kann schärfer wirken als ein normales Webhalfter, ohne Frage. Wie ich hier schon ausführlich beschrieben habe, macht es es dem Pferd unangenehm, gegen Druck zu ziehen – sich gegen die dünnen Seile zu stemmen, ist nicht gerade bequem.
Es kann aber auch ein feines Instrument sein, um mit wenig Aufwand präzise Informationen an das Pferd weiterzuleiten. Ross Jacobs erklärt hier, dass man, um den gleichen Druck am Pferdekopf auszuüben, beim Knotenhalfter weniger Kraft aufwenden muss als beim Webhalfter. Das macht den Einsatz für uns Menschen deutlich effizienter, weil wir mit weniger Aufwand mehr erreichen.

Der Metallhaken

Zwei einfache Tricks halten den Metallhaken davon ab, gegen das Pferdekinn zu schlagen:
1. Benutze ein Seil, das keinen Metallhaken hat. Die gibt es entweder mit einer Öse oder einfach zum ins Halfter-Knoten. Ein solches benutze ich auch. Wenn ihr auf den Link zur Pferdeflüsterei klickt, seht ihr, wie viele Möglichkeiten wir haben, unsere Seile* zusammenzustellen.
2. Schlage dem Pferd das Rope nicht um die Ohren. Wenn ihr das Seil nicht heftig schwingt, dann schlägt es auch nicht gegen den Pferdekiefer.


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Das Verwerfen im Genick

In einer Diskussion auf Facebook wurde dieses Argument vorgebracht, dass sich ein Pferd bei der Arbeit mit dem Knotenhalfter schnell im Genick verwerfen kann. Ich finde es ist auch nicht von der Hand zu weisen. Um Stellung im Genick zu erarbeiten, ist ein Knotenhalfter nicht das ideale Instrument. Muss es aber auch nicht. Wenn ich Springen will, schnalle ich ja auch nicht den Dressursattel auf’s Pferd. Ich halte es da ganz mit einer Teilnehmerin der Diskussion, die sinngemäß sagte: Wenn ich um die Schwäche eines Ausrüstungsgegenstandes weiß, dann kann ich gezielt gegensteuern. Und: Wenn ich trotz der Schwäche des Ausrüstungsgegenstandes mein Ziel erreiche, dann macht mich das nicht gerade zu einem schlechteren Pferdemenschen : )

Das Longieren

Wie oben beschrieben, ist das Knotenhalfter zum biomechanisch korrekten Longieren (also mit Stellung im Genick und Biegung im Pferdekörper) nicht das optimale Hilfsmittel. Vor allem, wenn ich mit kontinuierlichem Zug auf dem Seil (andere nennen es „Verbindung“) arbeiten will, würde ich vom Knotenhalfter abraten. Der dauerhafte Zug am Kopf ist für das Pferd dann zu unangenehm, außerdem kann das Halfter wegen seines lockeren Sitzes auf verrutschen – das wollen wir nicht.

Wenn ich aber im Sinne des Horsemanships mein Pferd auf dem Kreisbogen auch am längeren Seil um mich herumgehen lasse und das Ganze am losen Seil geschieht, dann spricht nichts dagegen ein Knotenhalfter* dafür einzusetzen. Ich kann übrigens auch am losen Seil in Stellung und Biegung arbeiten, dafür braucht man keinen „Zug“. Mehr zu dem Thema kannst du hier lesen.

Das Rucken am Seil

Manche Trainer rucken am Seil. In der Tat. Sie tun das zu Korrekturzwecken oder um dem Pferd das falsche Verhalten unangenehm zu machen. Rucken am Seil ist kein Selbstzweck und dient auch nicht zur Bestrafung des Pferdes. Für das Pferd ist das sicher nicht angenehm, das will ich auch nicht schönreden bzw. -schreiben. Gute Horsemen setzen das Rucken von daher sparsam und überlegt ein. Mit dem Ziel, künftig darauf verzichten zu können.

 

Der richtige Einsatz des Knotenhalfters

Ziel bei der Arbeit mit dem Knotenhalfter* ist, dass das Pferd am durchhängenden Seil agiert. Es folgt dem Gefühl, der Richtung, die der Mensch vorgibt. Es geht auf Fingerzeig beziehungsweise Handzeichen, und reagiert auf kleinste Bewegungen des Seils. Das Signal ist also nicht ein hartes Rucken, das den Kopf des Pferdes herumreißt. Das Signal ist das Annehmen des Seils und die Veränderung der Handposition.

Wenn der Slack das Rope verlässt (das heißt, wenn das Seil nicht mehr durchhängt, sondern sich strafft), bedeutet das bereits für das Pferd, sich in Bewegung zu setzen. Und zwar nicht erst, wenn es Zug auf das Halfter bekommt. Feine Reaktionen auf die Veränderung des Seils kann ich einem Pferd beibringen, indem ich gegenhalte, wenn es in den Druck geht, statt nachzugeben. Ich muss dafür weder am Seil reißen, noch das Seil schütteln. Simples Gegenhalten und Warten reicht völlig.

Diese Art, das Seil zu handhaben, hat unter anderem das Ziel, mit der Seilführung das Pferd auf den späteren Einsatz der Zügel vorzubereiten. Die Hand am Seil arbeitet genauso wie die spätere Hand am Zügel: Das Hauptmerkmal sind dabei Finger, die sich langsam nach und nach schließen, schnell öffnen, und generell keine starre Faust bilden. Da ich nicht ruckenderweise mit den Zügeln arbeiten will, werde ich also auch das Rucken am Seil bei der Bodenarbeit vermeiden.

Das Knotenhalfter* ist ein adäquater Ausrüstungsgegenstand, den ich gerne einsetze. Natürlich könnte ich auch mit einem Webhalfter arbeiten. Das empfinde ich aber als nachteilig.

Ich schreibe das hier auch nicht als Rechtfertigung, sondern als Gegenposition zu den Zeigefinger-Wacklern. Es ist nicht immer alles Schwarz-Weiß, auch wenn das uns das Leben deutlich leichter machen würde.

Sophie von Chevalie hat mal darüber geschrieben, dass nur, weil eine Reitweise von manchen falsch angewandt wird, das die Reitweise nicht per se schlecht macht.
Das Gleiche gilt für das Knotenhalfter. Und für die meisten anderen Ausrüstungsgegenstände und deren Einsatz:

Falsch sitzende Sättel quetschen die Schultern des Pferdes.
Falsch eingesetzte Trensen quetschen Zungen.

Falsch eingesetzte Kandaren brechen Kiefer.
Falsch eingesetzte Sporen reiben das Fell und stochern blutige Löcher.
Falsch eingesetzte Gerten machen Striemen und ein angespanntes Pferd.

Verdammen wir deswegen Sättel, Kandaren, Sporen oder Gerten?


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Das Knotenhalfter – ein unsinniges Hilfsmittel?

Die Gefahr des Falsch-Anwendens ist immer gegeben. Es gibt allerdings Hilfsmittel, bei denen auch der richtige Einsatz meiner Meinung nach kontraproduktiv ist.

Ein richtig eingesetzter Sperrriemen verhindert, dass das Pferd sein Maul öffnen kann.

Ein richtig eingesetztes Martingal sorgt dafür, dass der Zug am Zügel das Gebiss auf die empfindliche Zunge drückt.
Eine richtige Anwendungsweise des Tom Thomb Bit gibt es nicht – egal, wie man die Zügel führt, fürs Pferd ist die Botschaft immer widersinnig und rätselhaft.
Bei der richtig eingesetzten Longierhilfe kriegt das Pferd bei jedem Schritt einen Ruck ins Maul.
Der richtig eingesetzte Halsverlägerer gibt dem Pferd immer Zug auf das Genick, egal wie es läuft.

Die Pferdeindustrie produziert jede Menge unsinniger Hilfsmittel, die im besten Falle unnütz, im schlimmsten schädlich sind. Das Knotenhalfter gehört nicht dazu.

 

 
das todbringende Knotenhalfter

 

Warwick Schiller und Buck Brannaman in der alltäglichen Arbeit mit dem Knotenhalfter:

Hier geht es gar nicht um den Einsatz des Halfters, sondern um Bodenarbeit mit einem Jungpferd. Dennoch sieht man schön, dass der Strick nahezu immer durchhängt.

So soll es nicht aussehen: Was passiert, wenn man ständig Druck auf das Halfter macht (gilt nicht nur für Knotenhalfter). Das Halfter hängt auch viel zu tief.

Warwick Schiller zeigt einige grundsätzliche Übungen vom Boden – immer am losen Seil

Buck Brannaman demonstriert die Zirkel-Übung mit Richtungswechseln

Buck Brannaman arbeitet mit einem schwierigen Jungpferd.

 

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18 Kommentare

  1. Danke Nadja, endlich klärt es jemand mal richtig auf!

    • Gern – falls du was ergänzen willst, immer her damit 🙂

    • Vielen vielen Dank für die klare sachliche Stellungnahme ohne Verurteilung zur Anwendung des Knotenhalfters in Deinem Artikel. Besonders gut haben mir auch die Hinweise auf die gute Arbeit von B Brannaman und W Schiller gefallen. LG Bruno Gattung; Zülpich

    • Hallo Bruno, danke für deinen Kommentar! 🙂

  2. ..ich war so schlau und habe mein Knotenhalfter in der Waschmaschine gewaschen….raus kam ein sauberes…..SEIL:……alle Knoten sind aufgegangen und ich musste es selbst wieder zusammen knoten, bin mir aber nicht sicher wie die Maße von Knoten zu Knoten am optimalsten sein sollen.
    Gibt es da Vorgaben?

    • Hallo Annette, die Maße hängen vom Kopf deines Pferdes ab. Hier -http://pferdeverstehen.blogspot.de/2015/01/knotenhalfterkunde-alles-ubers.html – steht, wie es richtig passen muss. Wichtig ist, dass die Backenstücke lang genug sind, damit das Halfter hinter der Ganasche sitzt, aber auch nicht zu lang, damit es nicht zu tief auf der Nase baumelt. Allerdings habe ich keine Ahnung, wie man so ein Halfter selbst wieder zusammenbaut. Aber solche Anleitungen gibt's bestimmt auf Youtube. VG! Nadja

  3. Ein großartiger Beitrag, den ich gerne teile! Danke dafür! Ich arbeite mit meinen Therapiepferden und auch mit Kindern nur mit Knotenhalfter und die Kinder lernen, sanft damit umzugehen 🙂

    • Danke Marina! Klasse, wenn die Kinder es schon lernen (und noch "klasser", wenn Kinder überhaupt die Möglichkeit haben, mit Horsemanship groß zu werden). VG! Nadja

  4. Danke für deinen Post! Ich hatte schon langsam ein schlechtes Gewissen, weil ich das Knotenhalfter benutze.. Es tut gut auch einmal zu lesen, dass es nicht das böse Qualinstrument ist, genau wie die Gerte oder das Seil. Es liegt immer an der Hand, die es hält. Das gilt auch für das Knotenhalfter, wie du schreibst. Ich stimme dir auch sofort zu, dass es Hilfsmittel gibt, die einfach grundsätzlich nicht ans Pferd gehören, wie die Ausbinder oder für mich auch der Sperrriemen. Aber das ist wieder ein anderes Thema 🙂 Ganz liebe Grüße, Petra

    • Hallo Petra, danke für den Kommentar! Das Team von der Reiterapp nannte das Knotenhalfter ein Arbeitshalfter, und das bringt es für mich total auf den Punkt. Knotenhalfter ist eigentlich eher mit einer Trense vergleichbar als mit einem Webhalfter. Ich wollte mit den Text in erster Linie mal aufklären – die Verunsicherung ist schon sehr groß (und nicht nur bei diesem Thema). Natürlich kann das Knotenhalfter scharf sein – aber wir haben das total in der Hand. VG! Nadja

  5. Danke für deinen Post es hat mir weitergeholfen und war interessant.Aber ich habe eine Frage.Kann man mit dem Knotenhalfter auch reiten? LG

    • Danke fürs Lesen! Ja, du kannst mit dem Halfter reiten, allerdings gibt es da ein paar Dinge zu beachten. Du kannst die Zügel entweder unterm Kinn verknoten (dann hast du die Wirkung einer leichten Hackamore) oder links und rechts an den Knoten einhaken. Um das Knotenhalfter sicher einzusetzen, ist es wichtig, dass das Pferd auf leichten Zug am Seil/Zügel den Kopf biegt – das ist dein Notfallstopp und den solltest du etablieren. Mit beiden Zügeln ziehen hilft nicht – vor allem nicht, wenn du die Zügel unterm Kinn verknotet hast. Wenn du dann eine seitlich weisende Zügelhilfe geben willst, musst du deinen Arm auch seitlich ausstrecken, sonst kommt das Gefühl für die Richtung am Pferdekopf nicht an. Anlehnung mit den Zügeln aufbauen würde ich nur kurz und vorher sicherstellen, dass das Biegen links und rechts gut klappt. Sonst sind die Seile einfach zu dünn für dauerhaften Druck. Insgesamt ist das Knotenhalfter zum Impulsreiten schon ok, aber nicht für Dauerzug. Die meisten Horsemen gehen schnell zur Trense/Bosal über, weil das Knotenhalfter für wirklich feines Reiten zu ungenau ist. Ich hoffe, das konnte dir helfen. VG! Nadja

  6. Sehr schöner Artikel, da ich jedoch anstrebe nur noch mit positiver Verstärkung zu arbeiten, habe ich trotzdem mein Knotenhalfter aus meinem Spint verbannt.

    Eine Frage hätte ich aber: Wieso ist ein Sperrriemen ein unnützes Hilfsmittel?
    Ich reite selbst ohne Sperrriemen jedoch habe ich letztens über die Wirkungsweise informiert und bin auf diese Erläuterung gestoßen: "Es wird nicht verhindert das ein pferd das Maul öffnet, jedeglich wird ihm die Chance gegeben sich anzulehnen und somit die Gesichtsmuskeln zu entspannen (was für die Losgelassenheit eine entscheidende Rolle spielt), die nötig sind um das Maul bei ständiger Zügelverbindung geschlossen zu halten."

    Ich bin zwar der Meinung das man, um ein Pferd ausreichend Dressurlich zu gymnastizieren keine ständige Zügelverbindung benötigt, (wie in der klassischen Dressur) bzw diese eigentlich kontraproduktiv wirkt (Und arbeite auch darauf hin). Aber so falsch denke ich hat sich das nicht angehört meiner Meinung nach. Für mich klingt es logisch, da das Hanoversche Reithalfter auch aus diesem Prinzip entstand.

    Ich würde mich sehr über eine Antwort bzw eine Äußerung freuen 🙂
    Liebe Grüße und schönen Abend noch

    • Hallo Lisa, danke für deinen Kommentar 🙂
      Die Erklärung, die du aufführst, fällt für mich in die Kategorie "Unsinn". Selbst wenn ich den Sperrriemen locker verschnalle, kann das Pferd damit die Schneidezähne maximal 1 oder 2 Zentimeter öffnen. Das ist zu wenig, um mit dem gesamten Kiefer kauen zu können (und das will die Dressur, soweit ich weiß). Wie soll sich ein Pferd an den Sperrriemen anlehnen können? Wenn eine ständige Zügelverbindung verhindert, dass das Pferd das Maul geschlossen tragen kann, dann würde ich mir eher Gedanken über die Zügelverbindung machen, statt dem Pferd das Maul öffnen zu erschweren. Es kursieren ganz wunderbare weitere Erklärungen – eine unter anderem, dass der Sperriemen das Gebiss im Maul stabilisiert. Meiner Meinung nach gibt es viele gut gerittene Pferde ohne Sperriemen, die wunderbar beweisen, dass er unsinnig ist. Wenn ich richtig informiert bin, kommt er aus der Kavallerie und wurde durch die Gebissringe eingefädelt – damit die Pferde im Falle von Stürzen über Sprünge nicht die Kiefer brechen, sollten sie das Maul geöffnet haben. Heutzutage fällt er für mich in die Kategorie bestenfalls unnütz, schlimmstenfalls schädlich. Nicht nur, dass er anders verschnallt wird, als vorgesehen. Man muss nicht weit suchen, um ihn so festgeknallt um die Pferdeschnauze zu sehen, dass die armen Tiere kaum noch atmen können. VG! Nadja

    • Soweit ich weiß: Ursprünglich wurde der Sperrriemen vom Militär entwickelt um die Kieferbrüche bei Stürzen der Pferde im Kampf zu vermindern, das hat vielen Kriegspferden das Leben gerettet! Ansonsten war er komplett anders verschnallt -> um das Pferd vor einer zu harten Reiterhand zu schützen (wenn die Soldaten schnell ausgebildet werden mussten, denn dann waren sie ziemlich grobmotorisch mit den Zügeln unterwegs, und: ein gut ausgebildetes Kriegspferd war mehr wert als der Soldat der es ritt!!!). So wurde der Druck sozusagen auf die Nase übertragen (es war vom Gebissring über die Nase zum anderen Gebissring verschnallt, nie drum herum!!!). Wenn man einen Sperrriemen korrekt verschnallt, d. h. Zweifingerbreit Luft läßt (das bedeutet -> zwei Finger breit übereinander, nicht nebeneinander!!!) – dann kann man den Sperrriemen getrost auf dem Pferd lassen, denn dann ist er eh nutzlos und stört das Pferd nicht weiter! Bei der Variante mit zwei Fingern „nebeneinander“ kann das Pferd ev. etwas kauen und bekommt einigermaßen Luft – den Sperrriemen an sich empfinde ich dennoch insgesamt als kontraproduktiv und störend. Schau dir die alten Reiterbilder z. B. in Dresden an … da geht keines der Pferde mit Sperrriemen!!! Und erst ab 1300 sieht man einen Nasenriemen … und das waren ganz andere Kaliber als unsere heutigen netten und braven Pferde.

  7. Danke für die deutlichen Worte! … es liegt immer an der Hand desjenigen, der am Seil, der Longe, dem Zügel hängt, wie scharf oder sanft auf des Pferd eingewirkt wird, egal mit welchem Ausrüstungsgegenstand. Es mag in manchen Händen nicht sachgerecht und viel zu scharf eingesetzt werden, das ist traurig – aber, das haben wir leider ja überall im Reitsport … und viele dieser dogmatischen und engstirnigen Äußerungen zeugen von sehr geringer Sachkenntnis rund um den Reitsport.

  8. Hallo Zusammen,

    ich habe jahrelang das Knotenhalfter als „Werkzeug“ und „Kommunikationsmittel“ für jegliche Beschäftigung mit dem Pferd (Bodenarbeit, Zirkuslektionen, Reiten, etc.) verwendet. Allerdings musste ich mit der Zeit erfahren, dass das Knotenhalfter im Vergleich z.B. zu einem gut angepassten einfachen Lederkappzaum (ohne Metall) vergleichsweise ungenau auf den Pferdekopf einwirkt – auch wenn das Knotenhalfter gut angepasst ist. Ich verwende das Knotenhalfter seitdem nur noch für bummelnde Spaziergänge. Für alles andere wofür ich Präzision in der Hilfengebung brauche, verwende ich den sanften Kappzaum – meine drei Pferde haben mir deutlich positives Feedback dazu gegeben. Alle Drei lieben den Kappzaum und reagieren darauf viel gelassener und präziser als auf das Knotenhalfter. Ich möchte mit diesem Kommentar nichts kritisieren, ich möchte nur engagierte Pferdemenschen dazu anregen, immer wieder die eigenen evtl. festgefahrenen Ansichten und Gewohnheiten zu hinterfragen und zum Wohl des Pferdes und zur Verfeinerung der Kommunikation Neues auszuprobieren :-).

    Liebe Grüße. Karin

    • Hallo Karin,
      ich denke auch, dass der Kappzaum z. Bps für die Arbeit an der Longe, wenn es um Stellung geht und man diese nicht mental und über die Gedanken des Pferdes sondern körperlich einfordert, die bessere Wahl ist. Mein Projektpferd fand den Kappzaum wegen seines engen Sitzes immer ätzend. Aber wer weiß, ob die heutigen leichteren Modelle seinen Gefallen gefunden hätten. Ich denke auch, dass wir einfach schauen müssen, was unseren Pferden sprichwörtlich passt und was nicht. VG Nadja

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