Mach’s gut, Chefpferd


Wir haben Paledo gehen lassen müssen.

Es hatte mit einer Kolik begonnen, deren Ursache wir bis heute nicht verstehen, da Paledo nie ein Koliker war. Im Anschluss kämpften wir mit Fieberschüben, und langsam baute er immer mehr ab. Die letzten Untersuchungen und Blutwerte bestätigten schließlich, was wir eigentlich schon wussten: Es gibt kein Zurück mehr.

Er ist gestorben, wie er gelebt hat – entspannt und im Vertrauen darauf, dass wir die richtigen Entscheidungen treffen werden. Und das haben wir. Wir haben ihn nicht alleine gelassen und sind den ganzen Weg bis zum Ende mit ihm gegangen.

Paledo hat es uns nicht schwer gemacht. So hässlich es war, hilflos zusehen zu müssen, wie es ihm immer schlechter geht, so souverän hat er auch das gemeistert. Ich hatte ja immer mal wieder den Eindruck, dass er versuchte meine Emotionen zu beschwichtigen, und genauso fühlten sich viele Momente mit ihm zuletzt ebenfalls an. Wenn ich ihn in noch mal in die Halle ließ, weil er sich vielleicht doch noch einmal wälzen würde, und er sich stattdessen zu mir dazu stellte. Der Kopf, der zu mir herunter kam und blieb, wenn ich mich neben ihn setzte. Die härter als nötig stupsende Nase, als er den Apfel nicht mehr fressen konnte – als wolle er mir sagen, dass auch das ok sei und seine Ordnung habe.

Ich hadere ja gern damit, dass mich meine Intuition hin und wieder im Dunkeln stehen lässt. Nicht so in den letzten Tagen.

Die Traurigkeit war und ist bodenlos, aber ich hatte keine Angst. Nur das Wissen, dass wir das gut hinbekommen werden. Das Wissen, dass Paledo „Ja“ sagen würde. Er konnte leicht annehmen, was da kam, und daran orientiere ich mich und das gibt mir Trost.

Genieße die Zeit mit den Pferden, ihr Ende kann schneller kommen als du denkst. Vergiss, was du alles „erreichen“ willst, vergiss Training und Übungen und Leistung. Verbringe einfach Zeit – mit Dingen, die euch beiden Spaß machen. Ich erinnere mich an einen Winterspaziergang im tiefen Schnee, der weit über Paledos und meine Fesseln reichte mit Pausen zum Waldgras ausbuddeln, das er so gern fraß. Unser Stallhund, groß und schwarz, hatte sich angeschlossen. Mit zwei Schwarzen im weißen Wald.

Ich habe den Eindruck, dass ich Paledo gerade in den letzten Wochen ein besserer und verlässlicherer Partner war als in vielen Monaten zuvor, in denen ich zu sehr mit mir selbst, meinen Vorstellungen und Anforderungen beschäftigt war – und aus den Augen verloren hatte, was Paledo ist und was eben nicht.

Ich kann Krankheit und Schwäche nicht gut akzeptieren, deswegen erstaunt es mich, wie leicht es mir bei Paledo gefallen ist. Anzunehmen, was kommt und dem anderen ein beständiger Begleiter sein, dann, wenn er es braucht.

Ich bin mir im Klaren, dass der Tod hässlich Seiten hat. Aber aus meiner Erfahrung kann ich sagen:  Hab keine Angst vor dem Tod – du bist nicht allein, auch dein Tier ist bei dir. Es wird dir zeigen, wenn seine Zeit gekommen ist. Ich glaube, das letzte und vielleicht wichtigste Geschenk, das wir unseren Tieren machen können, ist sie gut und würdevoll auf die andere Seite zu bringen.

Mach’s gut Chefpferd da auf der anderen Seite. Chille und friss und hab Spaß mit den Stuten.

Du fehlst.

 

 

Tania Konnerth schreibt hier über ihre Erfahrungen mit dem Tod ihres Pferdes.

Tierarzt Ralph Rückert hat eine vierteilige Serie zum Thema Euthanasie geschrieben.

Teil 1 – Der gute Tod

Teil 2 – Recht und Gesetz

Teil 3 – Ohne vernünftigen Grund

Teil 4 – Die Emotionen

Ein Artikel vom VFD zum Thema Tod

Teile diesen Beitrag!

6 Kommentare

  1. Oh nein, das tut mir so leid. Ich schicke dir ganz viel Kraft für die Momente in denen die Lücke allzu real wird. Und wünsche Dir, dass Dir die Erinnerung daran, dass das auch für Paledo das richtige war, immer erhalten und präsent bleibt. Fühl Dich ganz doll gedrückt!

  2. Ich kann gut mitfühlen wie gross der Schmerz ist..meine Stute Blanca ist vor 4 Wochen auch an einer schweren Kolik gestorben…wir haben alles versucht und so gehofft sie packt es…aber leider hat sie es nicht geschafft…das tat so weh…Ich vermisse sie sehr…..

  3. Liebe Nadja,

    das tut mir so schrecklich leid, ich fühle mit dir. Du hast mit Paledo in so vielen Jahren bestimmt ganz viel erlebt, an das du gerne zurückdenken kannst.

    Ich wünsche dir, dass zur Trauer immer wieder auch die Dankbarkeit für euren gemeinsamen Weg hinzukommt und dass irgendwann wieder Lächeln über dein Gesicht huscht, wenn dich etwas an ihn erinnert.

    Fühl dich gedrückt!

  4. Sehr traurig!
    Aber so ist das eben im Leben, auch wenn wir das oft verdrängen.
    Ein sehr schöner einfühlsamer Beitrag, meinen vollen Respekt dafür.

  5. Tut mir sehr leid, Nadja 🙁

  6. es tut mir leid für dich-euch.
    ich habe dies auch schon durchgemacht und werde DEN Moment nie vergessen. Weinend putzte ich meine Stute weil ich im inneren wusste es gibt kein zurück. Sie dreht den Kopf zu mir Stirn an Stirn verharrten wir, so sagte sie mir -es ist ok- ….
    17 wunderbare Jahre ❤️

Kommentare sind geschlossen