Vor etwas über einem Monat ist Sam zu mir gekommen. Ein Quarter Horse Wallach, 8 Jahre, der noch nicht viel kennt.
Gerade am Anfang schwebten jede Menge Fragezeichen über meinem Kopf. Ich wusste nicht, wie er sich in verschiedenen Situationen verhalten würde und machte mir Gedanken über Dinge, die ich nicht kontrollieren konnte (mehr Berichte über das, was wir so machen und was ich lerne, schreibe ich im Newsletter. Hier in der rechten Sidebar —> kannst du dich für ihn anmelden).
Nach den gut fünf gemeinsamen Wochen haben wir Routinen etabliert, wir wissen, wie der jeweils andere so tickt. Sam war von Anfang an maximal unproblematisch. Neues Umfeld, Herdeneingliederung, Arbeit auf dem Platz: Er schaut sich alles an und probiert aus. Was ich besonders schätze, ist seine Offenheit, sich auf Unbekanntes einzulassen. Ich stehe daneben, staune über seinen Mut und über die wahnsinnige Geschwindigkeit, mit der er lernt. Wenn er mehr als drei Versuche braucht, um herauszufinden, was ich möchte, dann weiß ich, dass er kein Verständnisproblem hat, sondern ihn emotional etwas behindert und er nicht kann, auch wenn er wollte.
Ich zögere fast, das so zu formulieren, weil in meinem Kopf ein mahnender Zeigefinger schwenkt und eine schrille Stimme quäkt: „Warte nur, die richtigen Probleme kommen schon noch!“ Das mag sein. Aber solange freue ich mich einfach an dem, was wir bisher gemeinsam erreicht haben.
(Das bedeutet übrigens nicht, dass immer eitel die Sonne scheint. Ich habe eine Brandblase am Finger, weil ich zu hoch gepokert habe und es für den Guten doch zu viel war, auf einem schmalen Grünstreifen zu warten, dass ein Traktormonster mit in der Sonne blitzender Egge an ihm vorbei röhrt und scheppert. Aber ich freue mich trotzdem, dass er nach dem Schreck neben mir vom Gefährt weg trotten konnte, und das Überholen dann auf einem breiteren Bereich mit mehr Platz kein Problem mehr war. In diesem Video erklärt Warwick Schiller, warum Fehler so wertvoll sind. Und wie wir sie nutzen können.).
Ich habe in den vergangenen Wochen also jede Menge Fragen an Sam gestellt und seine Antworten fügen sich zu dem Bild zusammen, das ich heute von ihm habe. Ich bin sicher, da werden noch einige dazu kommen – vielleicht auch welche, auf die ich lieber verzichtet hätte.
Aktuellste Erkenntnisse: Er demonstriert wie ein echter Mann („sterbender Schwan“), wenn ihm etwas wehtut, und er liebt es, in (!) den Ohren gekratzt zu werden, wenn die ersten Mücken schwirren.
Je besser wir unser Pferd kennen, desto besser wird unsere Beziehung sein. Kannst du diese 100 Fragen beantworten?
Wenn du noch weitere Fragen hast, die in die Liste passen, schreibe mir einen Kommentar oder eine Email an nadja@verstehepferde.de – dann ergänze ich sie.
100 Fragen an dein Pferd
- Wo lässt es sich gerne anfassen?
- Ist es kitzelig?
- Ist es ruhig oder lauffreudig?
- Ist es mutig oder ängstlich?
- Hat es ein festes oder lockeres Maul?
- Was ist sein Muster, wenn es Angst bekommt?
- Wie geht es mit neuen, unbekannten Dingen um?
- Tritt es in normalem Tempo über?
- Fußen seine Hinterbeine in die Spur seiner Vorderbeine, wenn es geradeaus läuft?
- Äußert es sich gern mit Lauten oder ist es eher still?
- Ist es sozial oder eher ein Einzelgänger?
- Wie ist seine Position in der Herde?
- Wie wichtig ist ihm Futter?
- Was ist seine liebste Belohnung?
- Wie schnell kannst du seine Aufmerksamkeit bekommen, wenn es abgelenkt ist?
- Was ist seine Lieblingsbeschäftigung?
- Geht es gern über Stangen?
- Ist es neugierig oder eher abwartend?
- Was kann es absolut nicht leiden?
- Wie reagiert es, wenn es sich überfordert fühlt?
- Wie zeigt es seinen Ärger?
- Welche Verhaltensmuster hat es?
- Was frisst es am liebsten?
- Was ist seine verschrobendste Eigenart?
- Wie oft legt es sich zum Schlafen hin?
- Wie sensibel ist es?
- Wie schreckhaft ist es?
- Was überfordert es?
- Wie zeigt es Stress?
- Wie zeigt es Zuneigung?
- Wie zeigt es Entspannung?
- Welche ist seine hohle Seite, welche die gestreckte?
- Wie sieht sein Konzentrationsgesicht aus?
- Wie reagiert es auf Geräusche?
- Wie reagiert es auf optische Reize?
- Wann stellt es Fragen?
- Wie hoch ist seine Geduld?
- Wie schnell sucht es nach einer Lösung?
- Hält es an seinen Ideen fest?
- Wie offen ist es für Neues?
- Wie schnell kann es sich überwinden?
- Wie scheut es?
- Was entspannt es am schnellsten?
- Was ärgert es?
- Was schätzt es?
- Was respektiert es?
- Wie sieht sein Maul aus, wenn es entspannt?
- Wie sieht sein Maul aus, wenn es angespannt ist?
- Wie reagiert es, wenn du zügig und gerade auf es zugehst?
- Kannst du es anfassen, ohne dass es den Kopf wegdreht?
- Springt es gern?
- Mag es Wasser?
- Wie erkundet es sein Umfeld?
- Benutzt es gern seine Vorderhufe, um Untergründe zu untersuchen?
- Wo ist es besonders empfindlich?
- Lernt es schnell?
- Was ist seine Lieblingslektion?
- Was beunruhigt es am meisten?
- Findet es Gefahren in der Ferne oder der Nähe schlimmer?
- Scheut es vor Gefahren vor seiner Nase oder hinter ihm?
- Ist es ausgeglichen oder eher launisch?
- Wie schnell frisst es?
- Ist es wählerisch oder ein Alles-Fresser?
- Wie ungeduldig ist es?
- Wie gutmütig ist es?
- In welchen Situationen ist es routiniert?
- Wie trittsicher ist es?
- Wie schnell überwindet es seine Skepsis?
- Welchen Ballast aus der Vergangenheit hat es?
- Auf welcher Seite ist es skeptischer?
- Hat es Spaß an der Bewegung?
- Wie viele Wirbel hat es im Gesicht?
- Wie findet es Wind?
- Wie reagiert es auf Regen?
- Hat das Wetter Einfluss auf sein Verhalten?
- Für welche Sinnesreize ist es besonders empfänglich?
- Was ist seine nervigste Angewohnheit?
- Was fällt ihm im Training schwer?
- Was fällt ihm im Training leicht?
- Wie reagiert es auf deine Laune?
- Wann schlägt es mit dem Schweif?
- Wann legt es die Ohren an?
- Wie sind seine Futtermanieren?
- Wann eskaliert es?
- Wie geht es mit Druck um?
- Wie stark lässt es sich von Futter motivieren?
- Was kann es absolut nicht leiden?
- Was fällt ihm körperlich schwer?
- Wann wird es ungeduldig?
- Wie begegnet es anderen Pferden?
- Wie sagt es „nein“?
- Wie stark orientiert es sich an anderen Pferden?
- Ist es eine sichere oder unsichere Natur?
- Wie leicht lässt es sich ablenken?
- Wie stark ist sein Fokus?
- Wie schnell ändert es seine Ideen?
- Wie schnell lässt es sich überzeugen?
- Was ist seine größte Angstreaktion?
- Wie schnell kann es sich nach Aufregung wieder entspannen?
- Ist es introvertiert oder extrovertiert?
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Mag ich Decken? Nein. Aber das spielt nur eine untergeordnete Rolle, wenn mein Pferd eine benötigt. Wir haben für die kalten und nassen Tage eine ungefütterte Regendecke*. Die PN ist sehr zufrieden damit, da ihm sonst schnell der Rücken zugeht. Das war auch so eine Frage, auf die ich eine deutliche Antwort erhalten habe.Pferde lesen – hier ein Beitrag zum Thema
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