Mit Pferden umzugehen ist nicht nur eine rein körperliche Aktivität. Sie reagieren auf unsere Emotionen, und manche scheinen unsere Gedanken zu lesen – je nachdem, was sie von uns halten, nehmen sie dann genau das voraus, was wir wollten oder sie tun das genaue Gegenteil.
Ray Hunt sagte seinen Schülern, dass junge Reiter 90 Prozent körperlich und 10 Prozent mental reiten – bei den erfahrenen Horsemen ist es andersherum. Pferde verstehen diesen Fokus, diese Vorstellung, die wir im Kopf haben. In der Kommunikation ist sie die feinste Hilfe, die wir geben, die subtilste Phase, die wir anwenden können.
Druck muss also auch nicht immer körperlich sein, im Sinne von: ich benutze meine Hände oder ziehe am Seil, damit mein Pferd weicht. Wenn ich auf die Koppel komme und das Pferd meines Vertrauens zieht das Gras meiner Gesellschaft vor, dann reicht es häufig, sich einfach nur in seiner Sichtweite hinzustellen und ihn anzuschauen. Er hebt den Kopf, grast weiter, hebt wieder den Kopf – und dreht sich am Ende um und kommt. Meine Gegenwart, mein Fokus auf ihn und die Energie, die ich dadurch erzeuge, reicht, dass er nicht mehr entspannt grasen kann, weil er sich beobachtet fühlt. Also kommt er.
Es ist sinnvoll, immer mal wieder zu testen, wo wir unsere feinen körperlichen Hilfen in mentale umwandeln können oder zu überprüfen, ob wir die körperlichen Signale mit mentalen Bildern unterstützen.