Ein Konzept aus dem Horsemanship ist es, nicht die fertige Lektion zu üben, sondern ihre Einzelteile, und diese dann am Ende zusammenzusetzen.
Wie wichtig dieser Ansatz ist, habe ich jüngst wieder von meinem Projektwallach gelernt. Ich will, dass er in der Freiarbeit an meiner Schulter mitgaloppiert. Auf der linken, seiner besseren Hand, ist das auch kein Problem. Es fehlt zwar noch etwas bis zur Pirouette, aber er geht auch Wendungen willig mit. Auf der rechten Hand, wo es ihm auch körperlich schwerer fällt, galoppierte er zwar auch an, hielt aber mehr Abstand und ließ sich in Wendungen nicht gut steuern, fiel aus oder rannte weg. Ich habe versucht, das zu korrigieren, indem ich den Galopp auf der rechten Hand immer wieder abgerufen habe und dabei versucht habe, ihn mit meinen Schultern und meinen Blicken nicht zu blockieren (habe nämlich die Tendenz meinen Kopf zu drehen, um zu sehen, ob er folgt, was ihn schon mal stören kann). Wirklich verbessert haben wir uns aber nicht.
In den letzten Monaten habe ich die Übung ruhen lassen und mich mehr mit Leslie Desmond und ihrer Art des Horsemanship beschäftigt, um mein Bewusstsein zu schärfen, ob ich dem Pferd im Weg herumstehe oder es in irgendeiner Form behindere, der ich mir vorher nicht bewusst war (und dem ist tatsächlich so. Wir können nie fein genug werden).
Außerdem habe ich angefangen, mehr auf die Ausgewogenheit von beiden Seiten zu achten, also die rechte Seite, die man ja gern mal vernachlässigt, mehr Reizen auszusetzen – von rechts aufsteigen, von rechts satteln usw. Beim Reiten hält sich die Imbalance in Grenzen, da die rechte Hand meine bessere Seite ist. Aber vom Boden aus habe ich den Wallach wenn auch nicht einseitig, aber doch deutlich mehr auf der linken Hand bespaßt. Also war in den vergangenen Wochen vermehrt die rechte Seite dran.
Ihr werden wahrscheinlich schon ahnen, worauf das rausläuft: Vor ein paar Tagen habe ich in der Freiarbeit mal wieder nach Rechtsgalopp gefragt – und siehe da, es läuft bzw. springt. Noch nicht so gut wie auf der linken Hand, aber mit deutlich mehr Orientierung an meiner Schulter und an mir.
Das bringt mich zur Einleitung zurück – ich habe nicht den Rechtsgalopp, also das erwünschte Trainingsziel, exerziert, um ihn zu verbessern, sondern die Voraussetzungen dafür: Ich habe dem Pferd mehr Vertrauen gegeben, was meine Aktionen auf seiner rechten Seite angehen. Das, und meine gesteigerte Aufmerksamkeit, ihn nicht zu blockieren, haben ihm geholfen, dran zu bleiben, auch im Galopp.