Eines meiner Lieblingsthemen ist die richtige Vorbereitung. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich mich selbst immer wieder dabei ertappe, genau dabei Fehler zu machen oder nachlässig zu sein.
Im vergangenen Jahr war ich in der Schweiz beim „Tag mit Linda Parelli“. Walter Gegenschatz‘ Vorführungen mit seiner Fuchsstute haben mich tief beeindruckt – er zeigte ein formvollendetes Kruppeherein, indem er das Sieben-Meter-Seil hinterm Widerrist über den Pferderücken und von dort um den Pferdehintern herumführte. Das ist ideal, denn es stellt auf den Kopf und Hals des Pferdes nach innen und dank dem Seil um die Flanke kann man prima die Hinterhand ebenfalls nach innen holen. Mit meinem Projektpferdchen habe ich lange am Kruppeherein gefeilt (Gerte über die Kruppe heißt äußeres Bein nach innen bringen) und dachte mir, dass ich diese Übung mit Seil doch auch mal probieren könnte. Schließlich kennt er das Weichen auf Druck. Ich habe also am Ende einer Session, in der er schon super mitgemacht hatte, das Seil über seinen Rücken geschwungen, um nach dem Weichen der Hinterhand zu fragen. Doch statt einem zu mir kommenden äußeren Hinterbein, das sanft dem Druck des Seils nachgibt, bekam ich eine im Boden verankerte, breitbeinig dastehende Hinterhand und ein Pferd, das mit stark gebogenem Hals irgendwie versuchte, den Druck an der Nase loszuwerden. Ups.
Ich bin zurück auf Los, und habe das getan, was ich von Anfang an hätte überprüfen sollen: Wie gut weicht das Pferd auf den Druck meiner Hand an seiner Flanke und an der Hinterhand. Fehlanzeige. Keinen Millimeter hat er nachgegeben. Es hat zwar nicht lange gedauert, bis ich das gefixt und wieder das auf minimal Druck reagierende Pferd vor mir hatte, das ich gewohnt bin. Nur: Wie soll er auf den Druck des Seils auf seinen Hintern und auf seiner Nase in Kombination weichen, wenn er es nicht bei der einfachen Vorübung tut? Weil er im Vorfeld so gut bei den anderen Lektionen mitgemacht hat, bin ich mal wieder davon ausgegangen, dass auch das Weichen auf direkten Druck der Finger kein Problem sein würde. War es aber. Und da schließt sich der Kreis zur guten Vorbereitung. Auch wenn wir eine Übung schon hunderte Male abgefragt haben, bedeutet das nicht, dass das Pferd sie jeden Tag gleich gut erledigen wird. Also erst die einfache Vorbereitung kurz abfragen und dann die schwierigere Übung darauf aufbauen. Nicht andersherum.