Mein Projektpferd bleibt auf dem Weg zur Halle gern mal stehen. Weil ich zu langweilig bin, weil die Aussicht gut ist, weil er Kontakt mit dem Nachbarpferd im Paddock sucht, weil er nach der abgefressenen Grasnarbe linst oder weil es ihm sein Biorhythmus diktiert. Die Auslöser mögen vielfältig sein, der Grund ist immer ähnlich: Hier draußen ist es besser als da drinnen. Dass ich deswegen an meinen Fähigkeiten des Pferde-in-der-Halle-Motivierens arbeiten muss, sehe ich durchaus sehr klar. Dazu ein anderes Mal mehr.
Er bremst also gern, und dann wabert mir diese „Nein!“-Attitüde entgegen. Heute hatte ich mir vorgenommen, den ganzen Prozess des in die Halle Führens zu beobachten, um ihn möglichst vorm Stehenbleiben auf andere Ideen zu bringen.
Zwei Fehler habe ich gemacht:
1. Nicht damit gerechnet, dass er zwei Mal stehen bleibt. Also war ich beim ersten Mal überrascht (und da wären wir wieder bei den falschen Vermutungen. In meinem Fall: „Der bleibt bestimmt wieder stehen, wo er sonst gern anhält“).
2. Trotz erhöhter Aufmerksamkeit den Punkt verpasst, an dem er normalerweise anhält – also wieder keine Prävention möglich.
Was ich richtig gemacht habe:
Ich bin nicht mit den Gedanken „man, jetzt zickt der schon wieder“ an die Korrektur, sondern habe genau hingesehen. Und dieses Mal parkte der Gute nicht aus Bequemlichkeitsgründen, sondern weil er vor sich auf dem Weg zur Halle etwas entdeckt hatte, das ihm nicht geheuer war. In meiner Pferdephilosophie ist in so einem Fall Stehenbleiben für das Pferd durchaus ok. Ich habe also dieses Mal mit ihm an seiner Angst gearbeitet, wo ich sonst an seiner Dominanz arbeite. Das sind zwei unterschiedliche Paar (Huf)Schuhe – auch wenn das gleiche Verhalten (das Stehenbleiben) an der exakt gleichen Stelle aufgetreten ist wie immer, und es daher ein Leichtes gewesen wäre, es so zu interpretieren wie immer. In diesem Sinne also weiterhin: „Don’t make assumptions“.