Heute geht es ums Knotenhalfter*.
Wenn man nahezu jeden Tag mit dem Knotenhalfter arbeitet, vergisst man, wie schwer man sich anfangs mit dem Knoten getan und all die Fragen, die man sich gestellt hat. Das Ziel dieses Posts: Diverse Knotenhalfter-Fragen eliminieren.
Warum ein Knotenhalfter?
Ein Knotenhalfter ist ein Kommunikationsmittel, und dazu gedacht, Impulse vom Seil direkt und präzise an den Pferdekopf zu übertragen.
Eine der Kernlehren im Horsemanship lautet, das richtige Verhalten fürs Pferd angenehm, das falsche Verhalten unangenehm zu machen. Dafür ist ein Knotenhalfter das richtige Hilfsmittel. Dank seinem geringen Gewicht und der relativ losen Passform ist es bequem zu tragen. Gebe ich Druck auf das Führseil, kommt der direkt und präzise am Pferdekopf an – und wird nicht durch ein breites Webhalfter mit Polsterung verwässert. Das Pferd wird sich nicht gern in das Knotenhalfter hängen – die Seile sind dünn und werden unbequem, wenn es gegen den Druck geht. Das Knotenhalfter macht dem Pferd so das falsche Verhalten (= Gegendruck) unangenehm. Das richtige Verhalten (=Nachgeben) wird dagegen sofort belohnt. Gibt das Pferd nach, lässt der Druck am Kopf nach, und das Knotenhalfter trägt sich wieder bequem.
Wegen der dünnen Seile ist das Knotenhalfter kein Instrument, dass auf dauernden Zug oder Druck ausgelegt ist, sondern auf impulshafte Einwirkung. Sonst würde es schnell zu einem scharfen Werkzeug.
Der korrekte Knoten des Knotenhalfters
So funktioniert der Knotenhalfter-Knoten:
1. Ihr fädelt das Seilende durch die Schlaufe des Knotenhalfters und zieht das Halfter am Pferdekopf hoch. Rückt das Nasenteil des Knotenhalfters auf die angemessene Position, richtet den Kehlriemen und passt dann noch mal die Länge des Nackenstücks an, indem ihr das Seilende noch etwas durch die Schlaufe zieht.
2. Zieht dann das Seilende erst nach hinten und dann nach vorn unter der Schlaufe durch
3. Von dort biegt ihr das Seilende nach hinten und fädelt es durch die neu entstandene Schlaufe
4. Den entstandenen Knoten zieht ihr noch fest
(Das Knotenhalfter ist hier sehr locker verknotet. Das liegt daran, dass ich in einer Hand meine Kamera hatte. Normalerweise nehme ich beide Hände zum Knoten – dann verrutscht nichts).
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Zwei Dinge müsst ihr beachten
-
- Der Knoten wird um die Schlaufe des Knotenhalfters geschlungen
- Das Seilende zeigt weg vom Pferdeauge in Richtung Pferdehals
Falsch: Der Knoten ist nicht um die Schlaufe gewickelt. Das Seilende zeigt in Richtung Pferdeauge. |
Falsch: Der Knoten ist nicht um die Schlaufe gewickelt. Das Seilende zeigt in die richtige Richtung. |
Falsch: Der Knoten ist zwar um die Schlaufe gewickelt, das Seilende zeigt aber in die falsche Richtung. |
Richtig: Der Knoten ist um die Schlaufe gewickelt und das Seilende zeigt nach hinten, weg vom Pferdeauge. |
Der Sitz und die Passform des Knotenhalfters
Die beiden häufigsten Fehler, die mir auffallen, wenn es um ein gut sitzendes Knotenhalfter* geht:
– Das Knotenhalfter sitzt zu tief auf der Nase
– Der Kehlriemen verläuft nicht hinter, sondern auf der Ganasche.
Zu tief auf der Nase soll es nicht sitzen, da dort das Nasenbein des Pferdes spitz und dünn ausläuft. Darauf wollen wir keinen Druck ausüben.
Sitzt das Halfter auf der Ganasche, bekommt diese verhältnismäßig mehr Zug vom Seil ab, weil das Halfter nicht ausgependelt sitzt. So klemmt man leicht Haut und Fell ein. Sitzt es dahinter und damit ausbalanciert, schont man nicht nur den Pferdekopf, sondern hat auch mehr Einfluss auf ihn, da das Halfter auf den gesamten Kiefer wirkt. Das ermöglicht größere Kontrolle.
Der Nasenriemen sollte einen oder zwei Fingerbreit unterhalb des Jochbeins verlaufen. Zwischen den Schlaufen, in die der Strick eingehängt (oder festgeknotet wird) und dem Pferdekopf sollte maximal eine Handbreit Platz sein – ist das Halfter zu weit, hat es zu viel Spiel, und entsprechend ungenau werden die Impulse, wenn es durch das Führseil in Bewegung gesetzt wird. Zu eng darf es nicht sein, damit die Seile nicht in die Haut des Pferdes schneiden.
Ich bin kein Tierarzt, aber soweit ich das beurteilen kann, ist die Behauptung, dass die Knoten gewisse Akupunktur- oder Akupressurpunkte ansprechen, nicht haltbar. Schließlich werden die Impulse auch über Bewegung im Halfter vermittelt und die Knoten verschieben sich dann über eine größere Fläche. Das wäre dann ein sehr großer Akupunkturpunkt 🙂 Zum anderen stammt das Knotenhalfter aus den USA: Dort knoteten die Cowboys Halfter aus Seilen, weil sie kein anderes Material zur Verfügung hatten. Ich bezweifle, dass die Männer dabei Wert auf Akupunkturpunkte und deren Wirkung legten.
Das Knotenhalfter sitzt richtig: Nicht zu nah, nicht zu weit weg vom Jochbein, der Kehlriemen verläuft hinter der Ganasche, sprich, die Backenstücke haben die richtige Länge. Zwischen Halfter und Unterkiefer ist genug Platz. Das Halfter sitzt balanciert und im Gleichgewicht.
Das Knotenhalfter sitzt zu tief: Der Nasenriemen rutscht zu weit auf dem Nasenbein in Richtung Nüstern hinunter, der Kehlriemen drückt in Haut und Fell an der Ganasche (sorry, Paledo). Das Halfter ist nicht ausbalanciert, es liegt deutlich mehr Gewicht auf dem Kehlriemen als auf dem Nasenriemen.
Dieses Knotenhalfter ist zu klein: Es liegt zu eng um die Nase an, der Knoten des Nasenriemens liegt am Jochbein an, und es lässt sich wegen des zu kurzen Querriemens unterm Pferdekopf nicht hinter die Ganasche führen.
Eine Leserin hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es wichtig ist, Pferde nicht im Knotenhalfter anzubinden, weil das Halfter keine Sollbruchstelle (= Metallteile oder -haken) hat, die im Notfall nachgeben.
Ich habe zum Glück noch nie erleben müssen, dass ein Pferd beim Anbinden Panik bekommen hat, sich ins Halfter gehängt und verletzt hat. Was ich gehört habe, ist, dass die übelsten Verletzungen passieren, wenn das Pferd loskommt, weil es sich dann schlimmstenfalls überschlagen kann. Ich kann das weder widerlegen noch bestätigen.
Allerdings: Wenn mein Pferd Probleme mit dem Anbinden hat, binde ich es weder im Knotenhalfter noch im normalen Webhalfter an. Dann ist beides gefährlich.
Ich persönlich binde nahezu nie an – ich finde, ein Pferd soll gelernt haben, stehen zu bleiben ohne festgehalten zu werden. Müsste ich mich entscheiden, würde ich mit Webhalfter anbinden.
Demnächst geht es weiter mit Seilen, die man mit dem Knotenhalfter verwendet. Ihr seht ja schon, dass mein Führseil relativ dünn ist und ich es ins Halfter knote. Darüber mehr im Seilpost.
Knotenhalfter waschen?
Knotenhalfter und die Seile aus Polyester (von Brockamp) lassen sich gut in der Waschmaschine reinigen. Ich habe meine Ausrüstung bei 30 Grad im Kurzprogramm für 30 Minuten mit einem Schuss Feinwaschmittel gewaschen und bei 400 Umdrehungen geschleudert. Um den Karabiner habe ich 2 Paar Socken gewickelt, damit er mir die Trommel der Waschmaschine nicht zerstört, und das Seil außerdem in eine Kissenhülle gepackt.
Heraus kam eine Ausrüstung, die aussieht wie neu. Knotenhalfter und Seil haben ihren goldenen Schimmer zurück, sie waren innerhalb von nicht mal einem Tag komplett trocken, und auch die Lederklatschen leben noch. Ich habe alles über der Wäscheleine aushängen lassen – glaube aber, dass sich das Material auch ohne das nicht verzogen hätte. Sie kamen schon perfekt aus der Waschmaschine.
Ich predige ja immer, gleich gute Ausrüstung zu kaufen, auch wenn sie etwas teurer ist. Im Falle der Brockamp-Halfter* und Seile* hat sich das wieder einmal bestätigt. Billige Halfter lösen sich in der Waschmaschine schon mal auf.
Tolle Anleitung, auch für Horsemanship-Anfänger gut erklärt. Jetzt kann es losgehen. Dankeschön 🙂
Sehr gern – und danke dir für den Kommentar!
Hallo, was ist mit dem Genick, den NAP und evtl Schleimbeuten in diesem Bereich wenn dort so zwei dünne Seile scheuern oder drücken? sollen die seitlichen Knoten auf den Nasenrücken die NAP der N. infraorbitale drücken bei Einwirkung? VG
Kann ich dir nicht sagen. In den 10 Jahren, die ich mit Knotenhalfter arbeite, ist mir keines von den oben genannten Problemen untergekommen – vor allem nicht im Genick. Ich mache immer mal wieder den Test, dass ich meine Finger während der Einheiten mit dem Knotenhalfter zwischen die Seile und das Genick stecke, um zu sehen, wie viel Zug allein durch das Gewicht tatsächlich darauf kommt. Die seitlichen Knoten (und auch alle anderen) haben nach meinem Kenntnisstand keinerlei "Wirkung", sondern sind dem Sitz des Halfters geschuldet. Das einzige Problem, das ich beim Halfter und seiner Anwendung sehe, sind Scheuerstellen, wenn es zu tief sitzt. Wenn du weiter,diskutieren willst, freue ich mich, deinen Namen zu erfahren.
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Hi Nadja,
Ich bin gerade beim Stöbern auf deine Anleitung gekommen. Als kleine Ergänzung: Seit ich aus dem Urlaub von Il Cornacchino zurück bin ziehe ich das Ende nicht mehr ganz durch, sondern ich ziehe nur eine Schlaufe durch. Nun hängt das Ende zwar nach vorne in Richtung Auge heraus, kann aber sehr gut nach unten hinten weggesteckt werden. Sinn macht es, da ich nun den Knoten am Ende meiner Arbeit durch einfaches ziehen lösen kann. Weißt du wie ich das meine? LG Sabine
Hallo Sabine,
danke für den Kommentar. Ich glaube, ich weiß, was du meinst: Du führst das Seilende als Schlaufe durch die Schlaufe, oder? Was sind die Vorteile? Einfach, dass man weniger fuddeln muss beim Entknoten des Halfters? VG! Nadja
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Hallo, Zum Kapitel waschen in der Waschmaschine muss ich sagen, dass das sehr gefährlich ist. Ich persönlich bin das Risiko nie eingegangen aber einige meiner Freunde kamen mit ihren Knotis bei mir an und haben mich gefragt ob ich den Diamantenknoten unten wieder hinbekomme. Ich knote auch selbst und hab den daher gut drauf. Leider lockern die sich gern beim waschen oder gehen ganz auf! Also vorsicht. Doch lieber Handwäsche im Waschbecken 😉
Hallo Annekathrin, danke für den Hinweis. Weißt du, welche Qualität die Knotenhalfter hatten, bei denen sich die Knoten verzogen oder gelöst haben? Meine sind von Brockamp, und da ging das einwandfrei. Ich könnte mir allerdings auch vorstellen, dass eine höhere Temperatur in der Maschine den Halftern nicht gut tut. VG!
Hallo Anne, wenn sich der Diamantknoten in der Waschmaschine auflöst, bedeutet das, dass er das auch bei zu starkem Zug tut. Das zeigt unerfahrenen Horsemen, dass sie dem Pferd das Halfter besser erklären müssen. Repariert ist der Knoten auch schnell. Schau einfach in diese Anleitung: https://www.youtube.com/watch?v=4TzTVQh5axE
Liebe Grüße
Katja
Danke für den Tipp 🙂
Hallo:)
Danke für den Test und die Anleitung, ich fand es wirklich sehr hilfreich!
Liebe Grüße Maria
Sehr gern! Danke dir für deinen Kommentar 🙂
Liebe Anne,
wirklich toller Beitrag mit schöner Schritt für Schritt Anleitung.
Man sieht das du dir sehr viel Mühe gemacht hast den Bericht leicht verständlich zu schreiben. Super weiter so 🙂