Wie gut reagiert dein Pferd auf die Hilfe am Lead Rope*?
Mache folgenden Test: Stelle das Pferd auf den Hufschlag parallel zur Bande. Ziel ist eine Hinterhandwendung um 180 Grad: Das Pferd soll mit den Vorderbeinen einen Halbkreis um die Hinterbeine laufen und wieder auf dem Hufschlag zum Stehen kommen – dabei schaut es in die andere Richtung. Du stehst dafür einige Meter vom Pferd entfernt am Rope und versuchst, es nur über das Seil auf dem Halbkreisbogen zu führen.
Anfangs wird das Pferd wahrscheinlich ein paar Schritte nach vorne gehen und die 180-Grad-Wendung nicht auf der Stelle hinbekommen. Verlagert das Pferd das Gewicht nicht nach hinten, hängt es in der Bewegung auf der Vorhand. Um das zu kompensieren, gleich es mit Ausfallschritten der Hinterhand aus.
Weiß dein Pferd aber, worum es geht, passiert Folgendes: Du fragst nach der Drehung, dein Pferd verlagert das Gewicht nach hinten. Aus dieser Position fängt es an, mit der Vorhand um die Hinterhand zu drehen. Das Rücknehmen des Gewichts bringt das Pferd in die richtige Position („position“), um den Übergang („transition“) in die Bewegung der Vorhand optimal ausführen zu können. Und deine Hilfe gibt das Startsignal („prepare“).
Damit wären wir bei diesem Zitat von Horsemanship-Vater Tom Dorrance:
„Prepare to position for the transition“
„Bereite dich darauf vor, dich für den Übergang in Position zu bringen“
Tom Dorrance
Das Schöne bei der korrekt ausgeführten Wendung ist, dass das Pferd verstanden hat, worum es geht und deswegen seinen Körper korrekt und balanciert einsetzt. Meine Hilfe lautet nicht „rückwärts und vorne rum“, sondern „vorne rum“. Das Pferd verlagert sein Gewicht nach hinten, weil es weiß, dass es so geschmeidiger drehen kann. Kommt mein Pferd nicht allein auf diese Idee, dann kann ich meine Hilfe unterteilen, indem ich es erst nach der Gewichtsverlagerung frage und dann nach dem Weichen der Vorhand.
Du darfst am Anfang auch etwas mitlaufen, um dem Pferd die Drehung zu erleichtern. Auch ein Bodenarbeits-Stick* kann für die Schulterkontrolle hilfreich sein. Wenn dein Pferd wie auf der Grafik nach links schaut, dann hast du den Stick erst in der linken Hand und das Arbeitsrope* in der rechten. Im Verlauf der Drehung kannst du den Stick dann unterm Seil hindurchführen, um das Pferd auf der rechten Seite damit zu begrenzen.
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Tom Dorrance‘ Zitat gibt den Ablauf eines korrekt ausgeführten Manövers beziehungsweise dessen Einzelteile wieder. Wir sollten uns darüber im Klaren sein, aus welchen Teilen sich eine Lektion zusammensetzt. So bereiten wir das Pferd darauf vor, mit dem ersten Teil zu beginnen. Das verhindert oft, dass eine Lektion von vorne herein in die Hose geht. Wir bereiten den Boden für Erfolg, statt zu scheitern, weil die gute Vorbereitung nicht am Platz war.
„Set it up for success“
Pat Parelli
„Set it up for success“ wie Pat Parelli sagt.
Bessere Bodenarbeit bedeutet besseres Timing
Wie wandert eine Hilfe durch den Pferdekörper? Das Wissen darum hilft uns, unser Timing zu verbessern und zu erkennen, ob das Pferd auf dem Weg zu Verständnis und Gehorsam ist.
Wenn ich das Pferd auf dem Hufschlag für die 180-Grad-Wendung parke und die Hilfe gebe, dann kommt das Signal zunächst im Kopf des Pferdes an. Es passt seine Biegung an (das kann die Kopfposition sein, aber auch Biegung durch den Körper), verlagert das Gewicht, dann folgen die Füße. Dem Verständnis (mind) folgen ein runder Hals und das Blicken in die richtige Richtung (flexion), die Gewichtsverlagerung nach hinten (weight) und der erste Schritt mit der Vorhand (feet).
Damit wären wir beim Zitat
„Mind, flexion, weight, feet“
„Geist, Biegung, Gewicht, Füße“
Pat Parelli
Für unser Timing ist das Wissen um diese Reihenfolge höchst hilfreich: Schließlich sind wir bestrebt, unsere Hilfe so schnell wie möglich auszusetzen, wenn das Pferd die richtige Tendenz zeigt. Wenn wir also erst dann aufhören, das Signal zu geben, wenn das Pferd seine Füße bewegt, sind wir spät dran. Wenn wir dagegen unser Auge schulen, bemerken wir die richtigen Versuche des Pferdes viel früher, etwa, wenn es sich so positioniert, dass es unserer Aufforderung nachkommen kann. Und entsprechend können wir das früher honorieren. Je besser wir das Lesen des Pferdes lernen, desto subtiler wird unsere Hilfengebung.
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