Das Problematische an Stimmkommandos: Oft werden sie eingesetzt, ohne dass das Pferd sie vorher bewusst gelernt hat. Der Mensch befiehlt einfach ein „Steh!“ oder ein „Gib Huf“ und geht davon aus, dass das Pferd schon wissen wird, was gemeint ist. Beziehungsweise, manchen scheint die Möglichkeit gar nicht erst in den Sinn zu kommen, dass das Pferd (neue) verbale Kommandos per se einfach nicht verstehen könnte.
Stille und Ruhe. Auch Kommunikation kann still sein. Foto: Nadja |
Ich ertappe mich selbst bei diesem Fehler: Für das Fahren vom Boden wollte ich das Kommando „Voran“ etablieren, weil ich das Antreten nicht über das Schlenkern der Leinen kommunizieren will und der Projektwallach mich hinter seinem Schweif nicht sehen kann. Da ihm dann die Anhaltspunkte meiner Körpersprache fehlen, dachte ich mir, ersetze ich sie durch ein Stimmkommando. Ich habe versucht, das Stimmkommando zunächst mit Körpersprache und Treiben zu verknüpfen, damit er weiß, dass er laufen soll. Das hat auch gut geklappt. Insgesamt war das Kommando aber noch nicht etabliert, ungeduldig wie ich war, habe ich es aber trotzdem versucht abzurufen. Schlechte Idee.
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Stimmkommandos: Man muss sie trainieren
Dann gibt’s jene, die ihr Pferd in ganzen Sätzen ständig vollquatschen und meinen, ihr Pferd müsse sie verstehen: „Bleib jetzt endlich mal stehen“ oder „kannst du dich nicht ein mal zusammenreißen“. Das Pferd spürt sicher die Emotionen, die mit diesen Sätzen zusammen schwingen, und die in beiden Fällen Ärger und Ungeduld beinhalten. Aber nur, weil es weiß, dass sein Mensch gerade schlechte Laune hat, bedeutet das nicht, dass es seine Gedanken lesen und seine Wünsche umsetzen kann.
Ich rede den Wallach und andere Pferde hin und wieder auch in ganzen Sätzen an. Wenn ich das tue, weil mir ein Verhalten des Pferdes nicht passt („kannst du mal aufhören am Strick zu ziehen?!“), geht das aber einher mit einer Korrektur, die über die Ansprache hinausgeht. Und spreche ich das Pferd vor oder während einer Lektion an, dann nicht mit der Absicht, dass es das Kommando versteht und die Lektion deswegen umsetzt (vom Fahren vom Boden mal abgesehen). Mir hilft das Aussprechen (von Wörtern und Sätzen wie „zurück!“ oder „move your feet“) lediglich meinen Fokus zu halten. Das Wort ist also eher an mich selbst als an das Pferd gerichtet, und ich versuche, das so weit es geht zu reduzieren.
Allgemein finde ich jene Momente mit dem Pferd am harmonischsten, in denen nicht gesprochen wird. In denen die Kommunikation non-verbal stattfindet. Man teilt Zeit, Raum und Fokus im gegenseitigen Einvernehmen, ohne das es großer Gesten oder großer Worte bedarf. Wenn wir Menschen so still werden wie unsere Pferde es sind, dann nähern wir uns einander an.
In diesem Video erklärt Warwick Schiller den Unterschied zwischen Schweinen und Pferden (und ja, das hat etwas mit Sprache zu tun).
Der angekündigte Folgepost zu „Warum das Pferd mit dem Kopf dabei sein muss“ ist in Arbeit. Der hier ist mir nur dazwischen gerutscht.
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Sehr schöne Gedanken! Ich versuche auch vom Geplapper wegzukommen, und die Stimme auf das Minimum zu beschränken. Wenn ich ganz ehrlich bin, dann ist selbst dieses von mir gefühlte Minimum noch unnötig viel. Ich glaube oft hilft es uns Menschen aber die Kommunikation zu verinnerlichen, wenn wir für uns noch ein Wort dazu kombinieren. Gesprochene Sprache für uns, damit unser Körper mitzieht. Besonders fällt mir das beim "Zuuurück!" auf. Würde ich das Kommando ohne Körpersprache geben, passiert gar nichts. Nutze ich hingegen bewusst meine Körpersprache, weicht mein Pferd auch selbstverständlich zurück. Weniger ist mehr.. wie eigentlich fast immer bei Pferden.
Ich rede viel beim Reiten, aber das beinhaltet hauptsächlich die Worte Fein, Braver und Gut 🙂
Immer wenn ich der Meinung bin, dass etwas gut geklappt hat. Ich hab das Gefühl meinen nicht so dressurbegeisterten Wallach besser motivieren zu können. Er spitzt dann die Ohren und arbeitet besser mit, wenn ich ihn konstant für jede richtige Bewegung lobe. Das nervt aber schon mal andere, weil ich die meiste Zeit vor mich hin lobe