Warum das Pferd mit dem Kopf dabei sein muss

Wie reagieren wir, wenn unser Pferd ausfällt? Unerwünscht die Gangart wechselt? Die meisten von uns werden sich ärgern, dem Tier eine mit der Gerte verpassen und es auffordern, wieder schneller zu werden. Dabei hat uns ein einfaches Ausfallen aus der gewünschten Gangart so viel zu sagen.


Lenke die Gedanken des Pferdes. Vielleicht kennt ihr diesen Spruch „Let your idea become the horse‘s idea“, der im Horsemanship ziemlich geläufig ist. Wir wollen also nicht nur, dass das Pferd unseren Hilfen folgt, sondern versteht, worum es uns geht und was unser Fokus ist.
Nehmen wir an, wir reiten geradeaus auf ein Hütchen zu. Das Pferd versteht, dass es nicht links und auch nicht rechts ausweichen soll (es folgt unseren Hilfen), und am Hütchen angekommen bekommt es Pause. Wiederholt man das ein paar Mal, werden wir das Pferd direkt auf das Hütchen zusteuern können, und es wird von sich aus dorthin gehen – weil es unsere Idee verstanden hat. An dem Beispiel kann man gut erkennen, welche feine Kommunikation möglich wäre, fast eine Form der Gedankenübertragung, wenn wir das Pferd nur mit dem Fokus lenken könnten, und andere Hilfen wie Schenkel oder Zügel nicht mehr bräuchten.


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Und damit zurück zum Ausfallen: Mein Projektwallach hat mich heute auf dessen Bedeutung aufmerksam gemacht. Ich wollte, dass er (in Freiarbeit) aus dem Galopp in den Trab übergeht, weich und flüssig. Ich atme aus, lasse meine Energie gegen den Boden sinken, Pferd bremst auf der Vorhand und holpert in den Trab. Nicht unbedingt das gewünschte Ergebnis. Er galoppiert wieder an – und fällt nach ein paar Schritten aus in den Trab. Das aber tut er flüssig und ohne mit den Vorderbeinen zu bremsen.

 

Pferd, Kopf, Fokus, Aufmerksamkeit
Alles Kopfsache. Auch beim Pferd. Und in echt ist
der Bauch nicht so dick. Das war die
gemeine Perspektive von unten. Foto: Nadja

Die Ursache für den Unterschied der beiden Übergänge liegt im Kopf des Pferdes: Beim ersten Mal habe ich ihn mit meiner Idee überrascht. Er hat zwar richtig reagiert, war aber nicht gut vorbereitet und vielleicht auch unaufmerksam. Sprich: meine Idee war nicht seine. Beim zweiten Mal dagegen war es seine Idee, eine Gangart runterzuschrauben. Und schon klappt‘s flüssig.
Deswegen ist es so unwahrscheinlich wichtig, nicht nur einfach den Pferdekörper irgendwie zu bewegen, sondern in den Kopf hineinzukommen. Wenn das Pferd mitdenkt, bekommen nicht nur die Bewegungen eine ganz neue Qualität, gemeinsam ist auch viel mehr möglich.
Im Falle der Galopp-Trabübergänge war die Korrektur ganz einfach: Ich habe die Übergänge immer an der gleichen Stelle abgefragt, damit das Pferd eine Systematik erkennen und sich darauf einstellen konnte. Außerdem habe ich nicht darauf bestanden, dass er sofort innerhalb eines Meters durchpariert, sondern ihn den Weg in den Trab finden lassen. Und schon wurden die Übergänge flüssiger.

Das Pferd muss seinen Kopf einschalten

 

Generell funktionieren ein ordentlicher Trab und ein Galopp, der mehr als drei Sprünge umfasst, nur dann, wenn das Hirn des Wallachs eingeschaltet und er willig ist. Er muss mental dabei und aufmerksam sein. Ist er das nicht und hat sich irgendwo hin rausgezoomt, lässt er jeden Schritt aus sich raustreiben. Dann bekommt man, wenn man Glück hat, drei Galoppssprünge, bevor er ausfällt, und einen schlappenden Nähmaschinentrab. Das ist keine Arbeitsgrundlage. Das hat auch nichts mit gutem Horsemanship zu tun.

Meine Aufgabe liegt dann darin, seine Aufmerksamkeit und Konzentration zu erhalten. Und das tue ich nicht, indem ich ihn 20 Runden traben lasse und mit der Peitsche hinterher wedele, um zu verhindern, dass er ausfällt. Denn den Gefallen wir er mir dann nicht tun. Nein, ich erhalte seine Aufmerksamkeit mit Abwechslung und – vor allem – mit Pausen. Er muss wissen, dass etwas für ihn rumkommt. Also lasse ich ihn zu mir hereinkommen und dort stehen. Das hat den angenehmen Nebeneffekt, dass er gern zu mir kommt, weil es bei mir so schön ruhig und stressfrei ist.

Beim nächsten Mal geht es weiter mit der mentalen Verbindung – und einem Beispiel, woran man erkennen kann, dass sie gerissen ist.

 

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Ein Kommentar

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