Was hat mir das Jahr 2015 gebracht? Ein kurzes Resümé.
- Gelassenheit. Ich bin gelassener geworden. Vor allem, was die Meinung von Leuten betrifft, die mir nichts bedeuten. Gerade unser Urlaub hat mir das sehr anschaulich vor Augen geführt: Reiten in einem Umfeld, in dem ich mich nur bedingt wohlgefühlt habe und vor den Augen von Menschen, die mir nicht nur freundlich gesinnt waren. Früher hätte mich das belastet. Heute ist es mir egal. Ich wähle bewusst aus, auf wessen Meinung ich Wert lege, wessen Kritik ich an- und wessen Aussagen ich mir zu Herzen nehme. Manche Menschen und deren Ansichten können mir dagegen einfach gestohlen bleiben. Sie berühren mich nicht mehr. Das klingt vielleicht erst einmal hart. Aber letztlich sind wir nicht auf der Welt, es allen Recht zu machen. Und je früher wir das begreifen, desto leichter leben wir.
- Streit. Ich mag Streit nicht. Auf der anderen Seite bin ich aber schon jemand, der für seine Meinung eintritt. Das ist manchmal eine etwas schwierige Kombination. Mit Menschen wie mit Pferden gehört es dazu, Grenzen zu setzen. Grenzen helfen – und zwar beiden Seiten. Ich war im letzten Jahr häufiger als mir lieb war gezwungen, energisch diese Linien zu ziehen. Und es gereichte mir nicht zum Nachteil, im Gegenteil. Konflikte gehören dazu – es hilft uns nicht, sie vor uns herzuschieben oder uns um sie herumzudrücken und schön den Deckel draufzuhalten, damit ja nichts in die Luft geht (und damit uns ja auch jeder mag und wir niemandem vor den Kopf stoßen). Früher oder später fliegt uns das um die Ohren. Gerade bei Pferden ertappe ich mich dabei, um das vorläufig gute Ergebnis nicht zu torpedieren, manche Problematiken nicht zu addressieren. Dadurch verschwinden die Probleme aber nicht, sie werden bestenfalls überlagert. Ich will also künftig meine Fragen ehrlicher und direkter stellen – und mit den Antworten leben lernen, egal ob bei Mensch oder Tier.
- Fehler machen gehört dazu. Ich habe keine besonders große Toleranz gegenüber von (meinen) Fehlern. Das ist schlecht. Weil wir mit Pferden ständig Fehler machen. Weil wir mit Pferden nie auslernen. Und weil niemandem geholfen ist (auch dem Pferd nicht), wenn wir uns kasteien und fertigmachen. Um etwas zu meistern, müssen wir auch scheitern dürfen. Sonst werden nicht die eigentlichen Fehler zum Problem, sondern die Angst vor ihnen. Die dann beginnt, uns zu lähmen. Dieses Zitat finde ich in diesem Zusammenhang sehr ermutigend: “The master has failed more times than the beginner has even tried.” (Stephen McCranie)
- Der Weg, den ich im Horsemanship und mit den Pferden gehen will, beginnt sich klarer abzuzeichnen. Ich habe für mein Horsemanship-Puzzle einige wichtige Teile gefunden und sie an der passenden Stelle integriert. Meine Meinung und Position haben sich gefestigt, Zweifel werden weniger. Ich schaue schon gern nach links und rechts, nach anderen Ansätzen und Denkweisen. Und so gut das auch ist, weil es garantiert, dass man seinen Horizont erweitert und sich selbst hinterfragt, so kann zu viel Neues auch schnell zu viel des Guten sein. Pferde brauchen Kontinuität und eine klare Linie, keine Wankelmütigkeit und ständige Experimente. Und ich mag Experimente. Ich hoffe sehr, dass mir der rote Faden, der sich langsam abzeichnet, weiter erhalten bleibt, und sich der Weg als richtig erweist.
- 2015 brachte mir einige neue Begegnungen. Ich staune immer noch, wie viel Gutes sich aus der Pferdebloggerei entwickeln kann, wie aus virtuellen Kontakten echte Freunde werden. Und so freue ich mich auch in diesem Jahr auf unseren Austausch, unsre Projekte und die Ergebnisse!
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In diesem Sinne vielen Dank für dein Interesse und für deine Zeit. Ich hoffe, ich kann dir hin und wieder Denkanstöße geben 🙂 Wenn du Anregungen hast, melde dich und schreib mir eine Mail.
Welche Erkenntnisse und Erlebnisse hat dir das Jahr gebracht?
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Hallo Nadja,
Punkt 2 und 3 sind bei mir auch allgegenwärtig. In den letzten Monaten habe ich viel daran gearbeitet aber immer noch nicht alles so überwunden wie ich das gern hätte.
Es nicht allen Recht machen zu können wird mir immer bewusster und klappt langsam auch immer besser.
Aber ich habe immer noch Angst davor Fehler zu machen – wenn auch weniger mit Pferden als in anderen Bereichen in meinem Leben. Das Zitat ist auf jeden Fall ermutigend, auch für mich 🙂
Alles Gute für 2016!
Nina
Hallo Nina, danke für deinen Kommentar 🙂 Ich glaube, dass die Toleranz sich selbst gegenüber mit zunehmendem Alter ebenfalls steigt – und damit auch die Nachsicht. Ich bemühe mich aktiv darum, Fehler zu akzeptieren und sie nicht zu dramatisieren.
Was für ein grandioses Resümee – gerade der erste Punkt ist so wichtig und so schwer. Ich arbeite noch daran 😉 es gelingt mal besser und mal schlechter. Es ist wichtig immer die Augen offen zu halten, aber es ist genauso schön einen Weg einzuschlagen und ihn ein Stück weit zu gehen. So lange Weggabelungen immer noch eine Option bleiben und wir offen bleiben, ist das das Beste, was wir tun können.. denke ich manchmal. Ich suche meine Weg mit den Pferden noch, vielleicht ein Leben lang. Aber ich freue mich mit dir, dass sich bei dir offenbar eine eindeutige Richtung abzeichnet. Und was den letzten Punkt betrifft: Dito!! Ich finde toll, wie sich das alles entwickelt und freue mich, dass auch wir beide uns kennen 🙂 Liebe Grüße und bis bald, Petra
Vielen Dank! Ich denke ja auch, dass wir ohne offene Augen gar nicht den Weg auftun können, der für uns passt. Wir würden stattdessen nur der Masse hinterherlaufen – das kann funktionieren, muss es aber nicht. Ich freu mich auch, dich kennengelernt zu haben und bin gespannt, was das Jahr noch so alles kann 🙂 VG! Nadja
Huhu liebe Nadja,
tolle Zusammenfassung – ich glaube ich könnte jeden Punkt (fast) genauso unterschreiben. Vor allem bei Punkt 2 – im Sinne von manche Sachen nicht ansprechen – habe ich mich gerade beim Lesen ertappt. Da muss ich unbedingt mal mehr drauf achten, oft passiert so etwas ja irgendwie unbewusst.
Und natürlich Punkt 5! Dieses Jahr wird grandios und ich freue mich auf neue Treffen 😀
Liebe Grüße,
Christina
Hallo Christina, danke! Gerade heute wieder: Sitze auf dem Pferd, müsste eigentlich was arbeiten, habe aber Angst, es schlechter statt besser zu machen. Seufz. Na, mal sehen, wie es weiter geht. Auf jeden Fall freue ich mich auf unsre Bloggereien und Kooperationen! VG Nadja
Liebe Nadja,
das klingt nach einem tollen Jahr und viel Schwung für 2016! Ich konnte mich in mehreren deiner Punkte auch finden, vor allem war für mich 2015 das „Schlussstrich-Ziehen“ ein ganz wichtiger Lernprozess. Erst denkt man, dass man etwas verloren hat, und dann merkt man (wie in dem Lied), dass es sich mit leichtem Gepäck viel besser reisen lässt! Ich wünsche dir von Herzen ein tolles Jahr und freue mich, dass wir uns austauschen können! 🙂
LG Miri
Hallo Miri,
das Jahr war insgesamt schon anstrengend, aber die Lektionen waren es schon Wert. Ich finde es prima, wenn man sich selbst etwas näher kommen kann – und das unabhängig von der Meinung anderer. Im Schlussstrich-Ziehen bin ich übrigens ziemlich schlecht (Stichwort: Hintertür offenhalten), das wäre ein guter Vorsatz für dieses Jahr! Ich wünsch dir auch alles Gute und freu mich auf unsere Projekte! VG Nadja