Dem (geschenkten) Gaul schaut man besser aufs Maul

 

Pferdemaul, Emotionen
Pferdenasen sind nicht nur niedlich und weich. Nüstern, Kaumuskeln und Lippen haben
uns auch einiges zu sagen. Fotos: Nadja und Marko

Was ein Zentimeter für einen Unterschied machen kann: Er entscheidet zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen Ärger und Wohlbefinden, zwischen Verwirrtheit und Klarheit. Ich meine diesen einen Zentimeter Länge der Unterlippe von meinem Projektwallach.
Als per se ruhige Natur neigt er nicht zu besonders expressiver Kommunikation. Wenn ich genau hinschaue, verrät er mir dennoch einiges über seinen Gemütszustand – vor allem seine Nase (gibt es etwas Niedlicheres als eine Pferdenase?). Zum einen erkennt man an den Nüstern ja sehr gut, wie tief oder flach das Pferd atmet und in welchem Rhythmus. Noch interessanter finde ich die Kaumuskeln und den Bereich hinter den Nüstern. Wenn das Pferd indigniert ist, kräuselt es diesen, er liegt dann nicht mehr flach und weich, sondern in Falten. Weiter unten, hinterm Maul, zeichnen sich dann die angespannten Kaumuskeln ab. Die Unterlippe liegt fest an der Oberlippe an und ist etwas kürzer. Augen und Ohren spiegeln die Anspannung wider. Oder die Entspannung, wenn er wieder kauen, das heißt das Maul lockern kann, die Zunge ausfährt und die Lippen hängen lässt, statt sie aufeinander zu pressen. Einige Pferde lassen die Unterlippe ja so schlabbern, dass man von außen etwas hineinlegen könnte. Das ist bei ihm nicht der Fall.
Sehr nützliche Illustrationen zu Mimik und Körpersprache des Pferdes bietet das gleichnamige Lexikon mit sensationell guten Zeichnungen.

Wahrscheinlich ist es nicht sinnvoll, das Maul isoliert zu betrachten – dennoch lohnt es sich, da mal genauer draufzuschauen, da es uns deutlich Auskunft gibt über den emotionalen Zustand des Pferdes.

 

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4 Kommentare

  1. Zuerst das wichtigste: Nein, es gibt definitiv nichts niedlicheres als eine Pferdenase! ;D Und dann mal wieder: Super Denkanstoß! Ich glaube, dass die Veränderungen am Maul unseres Pferdes oft viel zu subtil sind als das wir darauf achten würden. Beim Blick ist es für uns einfacher, weil auch beim Menschen viel über die Augen ausgedrückt wird. Die Ausdrucksfähigkeiten der Pferdeohren haben wir zwar nicht, aber das ist so offensichtlich, dass es schwer zu übersehen ist. Aber die Veränderungen um die Mundpartie entgehen uns häufig – was wirklich ein Fehler ist, denn oft sieht man Anspannung hier viel früher als an den Ohren oder in den Augen. Und auch in die andere Richtung kann das Maul wirklich informativ sein…Wenn ich meinen Krauljob so richtig gut mache, dann wird Soudis Mundpartie auch schnell butterweich. 🙂 Das Lexikon der Pferdesprache ist übrigens auch eine tolle Empfehlung.

    • Danke für den Kommentar! Ich habe jetzt ja auch schon ein paar Jahre mit Pferden zu tun, aber die gleiche Erfahrung gemacht wie du: Aufs Maul schaut man erst spät. Die Besitzerin vom Dicken hat mich darauf gebracht, und Recht hat sie. Jedes Maul ist natürlich unterschiedlich, und ich finde nicht, dass man zwangsläufig aus jeder Falte eine Information ziehen kann. Aber generell ist es ein weiteres Puzzleteil im Pferdelesen. Irgendwo habe ich jüngst eine Studie über Pferdeohren gelesen – schade, ich komme nicht mehr drauf, wo. Ich konnte echt nur den Kopf schütteln. Ein Fazit der Studie: Dort, wo das Ohr hinzeigt, hört das Pferd hin in der Regel hin. Tatsächlich? Na das nenne ich mal einen wissenschaftlichen Durchbruch 🙂 VG! Nadja

  2. meine Leseliste wird länger 😀 liebe Grüße hier mal ableg… 🙂

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