Bodenarbeit und Führtraining – Rezension

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Das Cover hat mich erst einmal irritiert:
Ich bin kein Freund davon, Pferde eng
zu führen. Im Buch ist davon aber nicht
die Rede. Foto: Paul Pietsch Verlage

Regelmäßiges Führtraining fördert nicht nur den Gehorsam des Pferdes, sondern hält auch seinen Körper fit. Wie das funktionieren kann, beschreibt Britta Reiland in „Bodenarbeit und Führtraining – So bleibt Ihr Pferd gesund und fit“. Um dieses Buch soll es bei der heutigen Rezension gehen.

Ich hatte mir im Vorfeld keine Gedanken über den gymnastischen Wert von Führübungen gemacht – mit Gymnastizierung vom Boden verbinde ich in erster Linie Handarbeit oder Longieren. Führübungen oder Bodenarbeit dagegen nutze ich vor allem um Kommunikation aufzubauen und zu testen.
Britta Reiland kombiniert das: Sie empfiehlt, Pferde in Biegung und Stellung zu führen – auf Geraden, in Volten oder durch kleine Parcours mit Stangen und Hütchen.

Das Buch gliedert sich in drei Bereiche:
1. Die Beziehung zwischen Pferd und Mensch
2. Führübungen ohne Hindernisse 
3. Führübungen mit Hindernissen

Gerade der erste Teil enthält zwar viele Selbstverständlichkeiten, aber die Kernaussage kann man nicht genug wiederholen: Das Training beginnt nicht erst in der Halle am Hindernis, sondern mit der Begegnung von Pferd und Mensch. Der alltägliche Umgang bestimmt, wie die folgende Trainingseinheit verlaufen wird. Reiland holt das ins Bewusstsein der Leser und gibt Tipps für höfliche Umgangsformen.

Weiter geht es mit den Führübungen. Deren Erläuterungen sind gleich aufgebaut und beantworten Fragen wie „Wofür ist die Übung gut“ oder „Worauf muss ich achten“.

Diese Systematik ist sehr übersichtlich und liefert die Informationen, die man braucht. Je länger ich allerdings gelesen habe, desto mehr habe ich mich gelangweilt. Denn passagenweise wiederholt sich einfach der Inhalt. Zum Beispiel sollen fast alle Übungen die Hinterhand zum Untertreten veranlassen, Muskeln dehnen und die Balance verbessern. Und fast alle Übungen sind für fast alle Pferdetypen geeignet.

Diesen Versuch, Pferde nach ihren Problembereichen in Typen einzuteilen, finde ich intelligent, allerdings hat sich mir nicht erschlossen, wieso einzelne Übungen vorteilhafter für gewisse Pferde sind als andere. Diese Ausführlichkeit kann man angesichts der Dicke des Buches (144 Seiten) aber auch nicht erwarten.

 

Bodenarbeit

Reiland erläutert und begründet die von ihr empfohlene Führposition sehr genau (und schlüssig):

Ziel ist es, das Pferd in korrekter Stellung und Biegung zu führen, wobei der Mensch auf Schulterhöhe parallel mitläuft. Ich finde das gar nicht so leicht umzusetzen: Um das Pferd komplett im Blick zu haben, müsste ich über meine Schulter zurückschauen oder rückwärts gehen. Ebenfalls ist es eine Herausforderung Stellung und Biegung zu erhalten, wenn man als Mensch außen und nicht innen läuft. Die Erläuterung dazu kamen mir im Buch zu spät, und hier ich hätte mir eine größere Ausführlichkeit gewünscht. Auch korrekte Kreise und Volten ohne optische Anhaltspunkte zu führen, finde ich schwierig. Ich tue mich leichter mit Hütchen oder Stangen – aber das ist meine persönliche Präferenz.

Dann gibt es noch ein paar kleine Dinge, die mich am Rande etwas stören: Der eine oder andere Rechtschreibfehler oder die Empfehlung von Führübung Nummer 13, die es aber gar nicht gibt. Die Nummerierung hört bei 12 auf. Generell macht die Nummerierung die Benutzung des Buchs ziemlich umständlich, da man die einzelnen Übungen, auf die Bezug genommen wird, erst nachschlagen muss.

Auch deswegen werde ich nicht systematisch nach diesem Buch arbeiten. Dennoch hat es mir einige Denkanstöße gegeben – und vor allem jede Menge kreative Ideen, welche Hindernisse man wie nutzen kann.

Insgesamt ist das Buch hochwertig und das Layout angenehm, weil nicht zu viel auf den Seiten steht. Ein Test in den Klappentexten liefert zusätzlichen Mehrwert.

Alles in allem gibt es von mir 3 von 5 Möhren

Bodenarbeit
Natural Horsemanship: Aus Fairness zum Pferd*
Mein Buch. Mit Tipps für die Bodenarbeit und ein besseres Bewusstsein
Das Buch wurde mir von den Paul Pietsch Verlagen zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!
PS: Hier findet ihr meine erste Rezension: Monty Roberts „Die Sprache der Pferde“

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4 Kommentare

  1. Führtraining ist wahrscheinlich wirklich das Training, was unbewusst am meisten "geschludert" wird.. Ich ärgere mich oft über mich selbst, weil ich den Bedarf an Führtraining immer erst sehe, wenn sich schon wieder ein Fehler in unserer Kommunikation eingeschlichen hat!

    Generell fällt es mir aber eh immer schwer, ganz systematisch zu arbeiten – ich weiß auch gar nicht, ob ich das so möchte. Schließlich ist jeder Tag ein bisschen anders, und Systeme laden zum Verbeißen in Lektionen ein! 🙂
    Wenn dann noch die "Übersicht" unübersichtlich ist, landet das Buch auch nicht auf dem ersten Platz auf dem Nachttisch! 😀

    • Eigentlich ist ja alles, was wir mit dem Pferd am Strick machen, eine Form von Führtraining. Und da geht halt auch mal was schief, schließlich sind wird nicht immer 100-prozentig konsequent und aufmerksam. Leider. Mir geht es mit den Systemen ähnlich – ich würde gern danach arbeiten, gerade bei der Gymnastizierung, aber mir fehlt so oft das Durchhaltevermögen.

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