Auf dem Podest. Foto: Petra |
Unser Ausflug zum Pferdespielplatz startete so: Projektwallach parkte in voller Montur mit Transportgamaschen und Fliegendecke vor dem Hänger. Ich bin noch mal zurück zur Box, um einen Eimer zu holen. Da hörte ich es lachen. Ich ging zurück – die Pferde standen drin, in Sekunden vollständig verladen. Meine Mitreiterinnen erzählten dann, dass der Isi schon mal eingestiegen ist, Paledo dann beschloss mitzufahren und sich neben dran gestellt hat. Eigenständig mit Strick überm Hals. Das Einladen für die Rückfahrt erfolgte dann auf Fingerzeig. Ich würde das jetzt so gern meinem Training zuschreiben, aber das wäre glatt gelogen. Das Pferd ist einfach so. Ich freue mich natürlich trotzdem, dass Fahrten ihn nicht zu stressen scheinen. Unser Ziel war die Spielwiese des Hasselhofs in Birkenau, etwa 25 Minunten Hängerfahrt von unsrem Stall entfernt. Die Anlage ist kein Extrem-Trail, sondern ein baumumstandener Garten voller Obstgehölze und darum verstreuten Hindernissen – darunter ein Flattervorhang, verschiedene Podeste und als Highlight eine neu ausgebaute Wasserstraße. Fertig ist der Spielplatz noch nicht ganz – mitten drin zwei Berge Erdaushub und ein Fahrspur-breiter Streifen Erde auf dem Gras. Hinein in den Parcours schritten wir durch einen Rosenspalier, und er gehört zu dem Bild, das mir im Kopf bleiben wird: ein liebevoll angelegter Garten für Pferde. Solche Ausflüge zeigen immer deutlich, wie gut oder schlecht es um die Beziehung von Pferd und Mensch bestellt ist. Hängerfahrt, neue Umgebung, fremde Pferde: Viele Eindrücke fluten das Pferd, und das legt dann Verhaltensweisen frei, mit denen man zuhause nicht konfrontiert wird. In unsrem Fall: deutliches Kleben am Begleit-Isi. Solange er den anderen sehen konnte, hat er gut mitgemacht. Sobald der Isi aber hinterm Hänger oder einem Baum verschwand, fing er an zu rufen. Auch generell sondierte er immer wieder die Position des Isis.
Für mich war das in erster Linie nervig. Muss man einfach mal so sagen. Mich stresst wenig mehr als schreiende, wiehernde Pferde. Nicht, dass das Verhalten dramatisch oder das Pferd nicht zu händeln war, im Gegenteil. Vielleicht bin ich auch einfach verwöhnt, weil er sonst so verlässlich und brav ist und wirklich alles macht – auch in Situationen, in denen man mit Schwierigkeiten rechnen würde.
Seine höhere Grundanspannung zeigte sich vor allem an der Furt: Nasser, heller Beton entwickelte da schon hochgradiges Gruselpotential, und auch die Wasserkante beäugte er kritisch. Ich musste mich immer wieder zurückhalten, nicht zu viel zu wollen und ihm die Zeit zu geben, die er braucht. Schon interessant, dass man an das Pferd, das man jahrelang kennt, viel höhere Ansprüche stellt als an Kundenpferde. Zumal er seine Skepsis schnell ablegte: Im zweiten Versuch stand er bereits auf dem gefährlichen Beton. Und als dann noch ein anderes Pferd seine junge Reiterin zielstrebig durch die Furt trug, schloss er sich sofort an, ohne, dass ich ihn irgendwie auffordern musste. Im zweiten Durchgang ohne Führpferd warf er dem Wasser noch mal einen schrägen Blick zu, stiefelte dann aber wieder interessiert hinein. Nach dem Halbbad in der Furt war die Verlockung sich zu wälzen noch größer als zu Anfang, als er bereits nach dem breiten Erdstreifen gelinst hatte. Kaum auf der bröseligen Erde, warf er sich nun in den Dreck und wollte gar nicht mehr aufstehen.
(Knotenhalfter und Seil auf den Fotos stammen von der Seilerei Brockamp. Kaufen könnt ihr die Produkte bei Procavallo)* Die anderen Aufgaben waren wie erwartet kein Problem: hoch auf die zwei Podeste, rückwärts durch das Stangenlabyrinth (ein sauberes Rückwärts mit einer leicht verschiebbaren Vorhand), durch das Flatterband und dann noch als Isi-Führpferd durch die Geitnergassen. Jede Menge alter Saft- und Milchtüten, die beim Drauftreten Luft ablassen, machten die Gasse für andere Pferde zur Herausforderung. Paledo dagegen suchte sich beim ersten Anlauf freie Stellen, um seine Füße zu setzen, beim zweiten quetschte er gelassen die Getränkepackungen platt.
Panierter Paledo auf dem schönen Hasselhof in Birkenau. Foto: Nadja |
Alles in allem ein schöner Ausflug mit einem entspannten Pferd – aber auch einigen Erkenntnissen, die ich mir nicht so deutlich gewünscht hätte. PS: Wenn ihr aus der Rhein-Neckar-Gegend um Mannheim und Weinheim kommt, ihr testen wollt wie gut euer Pferd in fremder Umgebung mit Hindernissen umgeht, dann denkt mal über einen Besuch der Spielwiese beim Hasselhof in Birkenau nach. Begleitet kostet er 25 Euro, für eigenständiges Testen 7 Euro. Anmeldung könnt ihr euch bei Petra Reinemuth-Kellner (06201/31018), die euch auch alle Fragen beantworten wird. Seid ihr mit euren Pferden viel unterwegs? Und was sind eure Erfahrungen damit?
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